Fourní - Nekropole

"Achte mal drauf" sagt Jorgos, "Schulen und Friedhöfe liegen in Griechenland immer an den Stellen mit der schönsten Aussicht." Ich weiß nicht, wie die Minoer es mit Schulen hielten, aber die Nekropole Fourni liegt zweifellos an einem besonderen Platz.

     
Der langgestreckte Hügel ist dem Jouchtas nordwestlich vorgelagert. Ein wohl tausende Jahre alter Fußweg führt von Ano Archanes aus zum Friedhof, von Kato Archanes aus gibt es eine Autostraße. Nur wenige Schritte von dort über die Kuppe hinweg und man erblickt das Meer Richtung Amoudara.  Vom Gipfelheiligtum (rechtes Bild, jetzt eine Sendestation) aus gesehen liegen die Grabstätten in der Anordnung dieser Karte:



Karte aus Sakellarakis 'Archanes'*

Über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren (2400 - 1200 v.Chr.) wurden hier die Toten begraben, 26 Gebäude und hunderte Grablegungen unterschiedlichen Stils mit einer Fülle kostbarer Grabbeigaben wurden hier gefunden.

  Kuppelgrab A

                 

Das Kuppelgrab A gab dem Hügel den Namen - Fourní / Backofen. Ein merkwürdiger Name für einen Friedhof? Jahrhundertlang kannten die Bauern den oberen, die Erde überragenden Teil der Grabkuppel. Er erinnert in seiner Bauart an mitata, die Schäferhütten in den kretischen Bergen, oder eben an einen Backofen. Gerät war darin gelagert worden, während der deutschen Besatzung diente er als Versteck.

1965 gruben Jannis und Efi Sakellarakis das Grab aus der ersten Hälfte des 14.Jahrh.v.Chr. aus. Im Hauptraum fanden sie einige Überreste von Grablegungen, die aber geplündert waren. An der Seitenwand dann ein spektakulärer Fund: ein geopfertes Pferd war dort begraben und in der Seitenwand der Schädel eines Stieres. In einem Seitenraum dahinter ein geschmückter versiegelter Sarkophag, eine Fußbank mit Besatz aus Elfenbein, Ton- und Bronzegefässe.

Aus den Knochenresten ließ sich nicht das Alter und Geschlecht der beigesetzten Person feststellen. Aus dem Fehlen von Waffen und der Fülle von Haushaltsgegenständen und Schmuck - Ketten, Ringe, Siegel, Gold und Eisenperlen - schließt Sakellarakis, daß es sich um eine Frau handelt.

Gelebt hat diese Frau in der ersten Hälfte des 14.Jahrh. v.Chr. Den Funden nach muss sie eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein, denn die Schmuckstücke sind fast so zahlreich, wie die der zeitgleichen Kammergräber von Knossos zusammen. Die 8-förmigen Schilde auf der Fußbank, die Motove der Ringe und Siegel, die Verzierungen mit Kulthörnern auf dem Sarkophag und die Tieropfer sprechen dafür, daß sie auch Pristerin war.

 Mykenischer Grabbezirk

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Nördlich des Kuppelgrab A wurden in 7 Grabschächten Teile von bemalten Sarkophagen und reiche Grabbeigaben gefunden. Von den Toten fand man nur wenige Knochenstücke und man schließt aus dem Zustand der Sarkophage, daß die Gräber nicht geplündert, sondern daß die Toten umgebettet worden sind. Stelen schmücken die Kopfseiten der Gräber. Ganz in der Nähe fand man eine runde 2,70m tiefe Grube, 'bothros', die wohl zu Trankopfern diente und einen Hinweis auf die besondere gesellschaftliche Stellung der dort bestatteten Menschen gibt. Auch in diesen Gräbern wurden reiche Grabbeigaben gefunden: Bronmze- und Steingefäße. Spiegel, Elfenbeinarbeiten, Siegel.


  Elfenbeinkamm aus mykenischem Grabbezirk:

 oben im Archäologischen Museum  
 Archanes,
Skizze links aus dem Buch 
 'Archanes' von Sakellarakis*






 Grabbauten 3 und 5

Diese Grabbauten sind Teil eines recht unübersichtlichen Geländes - in der Skizze in grün und lila gezeichnet. Hier hat man über Jahrhunderte hinweg ein Grabgebäude über dem anderen errichtet, Mauern eingerissen und neu gebaut.

    

Grabbau 5 stammt von etwa 2000 v.Chr., er wurde auf einem anderen Grabbau (25) errichtet, teilweise später abgerissen, als Grabbau 3 errichtet wurde.

Begraben wurde hier auf dem Boden, in Sarkophagen, in Pythoi und man fand Schädeldepots.


 Weitere Grabanlagen auf dem Hügel Fourni

Rekonstruktion einer Grabanlage und Gefäße aus dem Kultgebäude Fourni im Archäologischen Museum in Archanes


 

Anemospilia

Skizze im Archäologischen Museum Archanes

Zwischen Jouchtas und Knossos, nahe den Windhöhlen (Anemospilia) grub das Archeaologen-Paar Sakellarakis einen viel diskutierten Fund aus: in dem kleinen minoischen Tempel lagen vier Skelette.

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Vor dem Mitteleingang ein Mann, offensichtlich von herabstürzenden Steinen erschlagen. Im Raum rechts im Bild eine Frau und ein weiterer Mann am Boden. Und auf enem Opfertisch ein junger Mann, dessen Körperhaltung und der Zustand seines Skeletts darauf schließen liessen, daß er geopfert worden war, bevor die beiden anderen, die wohl Priester waren, auch von Steinen erschlagen wurden.






  Funde aus dem Tempel bei Anemospilia:
  Füße der Statue im MIttelraum und Gefäße
  Archäologisches Museum Archanes

* Bilder mit * und alle Skizzen aus dem sehr empfehlenswerten Buch 'Archanes' von J. und E. Sakellarakis, erschienen 1991 Ekdotike Athinon in dt/e/gr.


** Bilder  mit ** sind - mit freundlicher Genehmigung von www.archanes.gr

Geschichten und Gespräche mit EinwohnerInnen von Archanes pinakas.info